Studiengang Sprachtherapie
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Wir gratulieren Zofia Falkowska zum LMU-Forschungspreis für exzellente Studierende!

08.12.2020

Für ihre Bachelorarbeit im Studiengang Sprachtherapie „Soziale Kognition und Diskursproduktion nach Schädel-Hirn-Trauma“ hat Zofia Falkowska den LMU Forschungspreise für exzellente Studierende gewonnen. Die empirisch ausgerichtete Forschungsarbeit entstand im Rahmen des Kooperationsprojekts NEUROPRAG des Studiengangs Sprachtherapie (gefördert durch das BMBF, Leitung: Julia Büttner-Kunert).

Ziel

Ziel des Projekts war die multiperspektivische Untersuchung von kommunikativen Fähigkeiten von Patienten mit einem Schädel-Hirn-Trauma (SHT) in Bezug auf Störungen der sozialen Kognition. Diese Art von Kommunikationsstörungen wird auf Störungen neuronaler Netzwerke zurückgeführt, die bei einem SHT gehäuft auftreten können (u.a. fronto-temporale Läsionen, diffuse Axonschäden) und sich durch Beeinträchtigungen im Diskursverhalten sowie in der Planung und Organisation von Gesprächen und Texten ausdrücken.

Relevanz

Obwohl gerade diese Störungen im pragmatischen Gebrauch von Sprache eine massive Beeinträchtigung der Lebensqualität und der Partizipation darstellen, sind diskursive Fähigkeiten nach SHT im deutschsprachigen Raum kaum untersucht worden. Die Relevanz der Untersuchung der Auswirkung von Kommunikationsstörungen zeigt sich insbesondere auch darin, dass diese zu den Langzeitfolgen eines SHT zählen und die Rückkehr in den persönlichen und beruflichen Alltag negativ beeinträchtigen können.

Umsetzung

In umfangreichen Auswertungen von Textproduktionsaufgaben nutzte Zofia Falkowska aktuelle Methoden der linguistischen Diskursanalyse (u. a. Analyse auf Mikro- und Makroebene, Ermittlung der lexikalischen Diversität (Type-Token-Ratio), der Kohäsion, der lokalen und globalen Kohärenz, Propositionsanalyse). Dabei verwendete sie geeignete technische Verfahren zur Transkription, linguistischer und phonetischer Analyse (u. a. WEBMAUS, OCTRA). Die anschließende deskriptive statistische Analyse stellt anschaulich Gruppenunterschiede und Korrelationen zwischen den ermittelten Größen heraus und wurde mithilfe der Software „R-Studio“ (Programmiersprache: R) ausgeführt.

Zofia Falkowska verbindet in ihrer Bachelorarbeit gekonnt aktuelle linguistische und psychologische Fragestellungen mit geeigneten experimentellen Methoden. Sie nutzt eigenständig und effizient verfügbare Ressourcen wie passendes Testmaterial, Auswertungsmethoden und Analyseverfahren. In der Diskursanalyse geht sie nicht nur umfassend auf verschiedene messbare Größen ein, sondern stellt auch bislang kaum eingesetzte Analysemöglichkeiten vor (u. a. lexikalische Analyse von „Mental State Terms“). Sie bestätigt bisherige Forschungsergebnisse zum Diskursverhalten nach SHT und fügt durch den Brückenschlag zu sozial-kognitiven Faktoren einen neuen Aspekt hinzu. Sie stellt die Bedeutung heraus, Theory of Mind-Defizite in die Ursachendiskussion pragmatischer Störungen hinzuziehen.

Potential für Anschlussprojekte

Durch den multiperspektivischen Einsatz von Testverfahren und zusätzlichen Auswertungen in der Diskursanalyse (wie u. a. Pausenanalyse, lexikalische Analyse von Mental State Terms) werden durch die Arbeit zahlreiche Impulse für weiterführende Untersuchungen gegeben. Das transparente und objektive Vorgehen erlaubt es zudem die erhobenen Daten in das übergeordnete Forschungsprojekt NEUROPRAG zu integrieren und somit für Forschungsfragen bei einer größeren Stichprobe zu verwenden.